Vers des Tages

Mittwoch, 21. November 2007

Gottesfurcht/Gottesfürchtig

1. Angst vor Gott?
Wenn die Bibel zur Gottesfurcht aufruft, dann meint sie damit nicht, dass man Angst vor Gott haben soll. Die menschliche Einstellung zu Gott ist unbewußt erst einmal stark davon geprägt, wie man als Kind seinen eigenen Vater erlebt hat und von ihm erzogen wurde. Aus diesem Grund haben viele Menschen eine tief sitzende Angst vor Gott. Jesus aber hat kindlich vertrauend zu seinem Vater gebetet und uns zu gleicher Kindschaft berufen. Sein Heiliger Geist treibt die Angst vor Gott aus. Denn es ist kein Angst machender, sondern "ein kindlicher Geist, durch den wir rufen: Abba (das hebräische Wort für Papa), lieber Vater!" (Römer 8 Vers 15). Angst zeigt fehlendes Vertrauen und führt zum Kleinglauben. Echter Glaube überwindet darum die Angst, weil er sich ganz in Gottes Liebe fallen lässt und kindlich vertraut.

2. Gott fürchten und lieben
Luther hat in seiner Erklärung zum 1. Gebot gezeigt, wie im echten Glauben eins am anderen hängt: "Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen." Und jede weitere Erklärung beginnt er: "Wir sollen Gott fürchten und lieben..." Das klingt wie ein Widerspruch. Aber darin liegt gerade die Kraft christlichen Glaubens verborgen, dass die ehrfürchtige Scheu vor Gottes Heiligkeit und Gericht und die kindlich vertrauende Liebe zum Vater im Himmel zusammenfinden und zur Einheit werden. Glaube ist beides in einem: Gottesfurcht und Gottesliebe, ein liebevolles Ernstnehmen des Dreieinigen Gottes.

3. Gottesfurcht und Alltag
Wenn einer Gott fürchtet und liebt, wird er sein Wort (die Bibel) ehren und sein Gebot (Weisung) beachten. Das beweist sich schon darin, dass er nicht gedankenlos von Gott redet, wie es oft geschieht ("ach Gott", "herrjeh" usw.), wie überhaupt Gottesfurcht und Geschwätz schwer zusammenpassen. Bei Gott wiegt jedes Wort, das gesprochen wird: also kann der Gottesfürchtige den Ausverkauf der Sprache in viel überflüssigem Gerede und unnötigem Tratsch nicht mitmachen. Er weiß, dass Gott zuhört. Und "wo viel Worte sind, da geht's ohne Sünde nicht ab" (Sprüche 10 Vers 19).
Wer Gott ernst nimmt, kann sich nicht zum Herrscher über andere Menschen aufschwingen und sie tyrannisieren und bevormunden. Das gilt am Arbeitsplatz, unter Kollegen und Freunden. Das gilt im Miteinander in der christlichen Gemeinde, genauso wie im Umgang mit dem Ehepartner. Es gilt sogar in der Kindererziehung. Gerade da, wo Autorität bewusst ausgeübt werden muss, wird sie nur in der Verantwortung vor Gott, in echter Gottesfurcht, frei von nachlässigem Zügel-schleifen-lassen oder autoritärem Gehabe bleiben können.
"Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi", mahnt Epheser 5 Vers 21 und beschreibt anschließend die Ordnung christlichen Lebens in Ehe und Familie, in Erziehung und Dientsverhältnis; "denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt" (Epheser 6 Vers 9).
So brauchen wir auf allen Gebieten des Alltags die Gottesfurcht als Hüterin unserer zwischenmenschlichen Beziehungen und als Wächterin unseres persönlichen Verhältnisses zu Gott.


K.-H. Michel
aus "biblisches Wörterbuch"

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