Vers des Tages

Samstag, 26. Mai 2007

Nachbarschaft

Dies ist der Blick aus meinem Küchenfenster nach hinten in den Hof. Dort ist es wirklich schön, teilweise haben einige Familien privat Geräte/Sandkasten für die Kinder aufgestellt. Außerdem kann man dort seine Wäsche zum Trocknen hinhängen, was ich im Sommer auch sehr gerne mache. So kann man innerhalb weniger Stunden seine Wäsche trocken bekommen.

Dieses Jahr allerdings schien sich hier die türkische Jugend der ganzen Nachbarschaft zu versammeln - sie spielten dort lautstark Fußball. Ich liebe Fußball (vgl. hier) aber in diesem Rahmen war das doch irgendwie unangenehm. Ich meine ja, Kinder müssen irgendwo spielen, allerdings gibt es in der Nähe einen Bolzplatz genau für diesen Zweck.

Die Angelegenheit wurde für mich jedoch dann wirklich zum Problem, als ich an einem Samstag Nachmittag meine Wäsche draußen aufgehängt hatte. Einer Ahnung folgend hatte ich mir noch einen Stuhl und ein Buch mit raus genommen und mich unmittelbar in die Nähe meiner frisch gewaschenen Wäsche in die Sonne gesetzt. Ein bißchen blöd kam ich mir schon vor... von wegen: "Schau mal, die hockt da und bewacht ihre Wäsche!"

Es waren aber kaum ein paar Minuten vergangen, als tatsächlich die ersten von ca. 10 türkischen Jungs antrabten - ca. im Alter von 10-14. Nachdem sie eine Weile um mich rumgeschlichen waren, schickten sie einen vor, der mich ansprach: "Entschuldigung, wann machen Sie denn endlich ihre Wäsche da weg?" [Ich hatte sie nämlich genau zwischen ihren "Toren" (im Bild: der trockene, braune Fleck zwischen Baum und Rutsche) aufgehängt.]
Ich sagte: "Wenn sie trocken ist." Er: "OK." Offenbar waren die anderen mit dieser Antwort aber nicht zufrieden, denn sie schickten gleich einen anderen vor, der fragte: "Entschuldigung, wann hängen Sie denn die Wäsche weg?" Ich: "Wenn sie trocken ist." Er: "Wie lange dauert das?" Ich: "Das kann ich nicht so genau sagen, ich habe sie erst hin gehängt. Außerdem ist das hier ein Wäscheplatz und kein Fußballplatz. (Dann wollte ich sehr schlau sein) Warum geht ihr nicht auf den Wallufer Spielplatz, da könnt ihr doch viel besser spielen und (um es so richtig schmackhaft zu machen) habt auch viiiiieeel mehr Platz..."
Er zockelte ab. Nach einer kurzen Beratung mit seinen Kumpels verließen die Jungs tatsächlich den Hinterhof und ich widmete mich wieder meinem Buch. Aber: zu früh gefreut! Warum auch immer, nach 20 Minuten waren sie zurück.


Um eine lange Geschichte etwas abzukürzen: In den nächsten Tagen machte ich mir schon ein paar Gedanken - zumal auch ein paar meiner Besucher (sonntags nachmittags beim Kaffetrinken) bemerkten: "Boah, ganz schön laut bei Dir..." Sogar beim Telefonieren wurde ich häufig gefragt: "Hast Du Kinder zu Besuch?" Also kann man sich vorstellen, wie laut das oft war. Die Frage war nun - sollte ich bei der Hausverwaltung Bescheid sagen? Sollte ich überhaupt diesbezüglich etwas unternehmen?

Ich habe gemacht, was ich immer mache, wenn ich etwas plane: beten! Ich bat also meinen himmlischen Vater um eine Idee bzw. um Hilfe in dieser Sache.

Ca. zwei Wochen später - ich hatte die ganze Geschichte ehrlich gesagt ganz vergessen - hatte ich einen Brief von der Hausverwaltung im Briefkasten: "An alle betroffenen Haushalte"

Was soll ich sagen ?!? Ich hätte vor Freude in die Luft springen können und habe gleich Gott gedankt, dass er so schnell eingegriffen hat!

Seither sehe ich nur noch die kleinen Krabbelkinder im Sandkasten spielen oder Nachbars Zwillinge beim Tennis- bzw. Federball spielen!