Vers des Tages

Donnerstag, 19. April 2007

Eine Begebenheit aus der Vergangenheit

Es ist das Jahr 1543 in den späten Stunden eines Novemberabends. Der Winter hat schon früh begonnen und die ganze Landschaft ist in das Weiß einer dünnen Schneedecke eingehüllt. Ein Reiter nähert sich der Mauer der alten Stadt Wittenberg. Als er an dem großen Stadttor angelangt ist, steigt er vom Pferd und fordert den Torwächter auf der anderen Seite der Mauer mit lauter Stimme auf, ihm as Tor zu öffnen. Nachdem dieser ihn gehört und den Namen des Reisenden vernommen hat, öffnet er das große Holztor. Der Reiter bedankt sich und besteigt wieder sein Pferd, um durch die engen Gassen der Stadt zur ehemaligen Augustinerabtei zu reiten. Als er dort angelangt ist und sein Pferd am Pfahl der nächsten Laterne angebunden hat, stapft er langsam durch den knirschenden Schnee zur Eingangstür des Klosters. Kurz nachdem er den schweren Eisenring dreimal gegen die Türe geschlagen hat, hört man die schlurfenden Schritte der Katharina von Bora, der Frau Maritn Luthers, die sich der Tür nähert und nach dem Begehr des späten Besuchers fragt. Als sie die Stimme des Freundes erkannt hat, öffnet sie ihm freudig die Türe.

Obwohl Luther schon lange dem leben als Mönch abgesagt hatte, hat er sich das ehemalige Kloster, in dem er früher sein Gelübde als Mönch abgelegt hatte, für sich und seine Familie als Wohnsitz gewählt. Nur in den späten Abendstunden findet er Zeit, sich seinen Studien zu widmen, da ihn am Tageg noch immer viele Menschen in Anspruch nehmen, um von ihm in den Fragen der heiligen Schrift, des praktischen Lebens und der Kirche eine Antwort zu bekommen. So sitzt er auch zu dieser späten Stunde in seinem Arbeitszimmer, um seinen Kommentar zum Römerbrief zu überarbeiten. Während die Kinder schon schlafen, findet auch seine Frau Katharina nun die freien Stunden die für die kleinen Handarbeiten einer Hausfrau und Mutter, denn am Tage muss sie für das leibliche Wohl der Gäste ihres Mannes sorgen.

Als der Freund das Zimmer des Reformators betritt, sitzt Luther gebückt an seinem Schreibtisch. Neben seiner deutschen Übersetzung der heiligen Schrift liegt der griechische Text des neuen Testamentes und die lateinische Version der ganzen Bibel. Das Zimmer ist durch eine Öllampe nur spärlich beleuchtet, deren flackernder Schein auf die vielen Bücher fällt, die an den Wänden in langen Regalen aneinander gereiht sind.
Nachdem der Freund das Zimmer betreten hat und die beiden sich umarmt und den Bruderkuss ausgetauscht haben, bietet Luther ihm den Stuhl an, der in der Ecke des Zimers steht und fragt ihn ungeduldig: "Wie steht es mit unserem Werk für den Herrn Jesus Christus?"
Melanchton ist nämlich gerade von einer längeren Reise zurückgekehrt, zu der ihn Luther beauftragt hatte. Er hatte ihn in der letzten Zeit besonders oft dafür geeigent befunden, als sein Stellvertreter den Fürsten als praktischer Berater in kirchlichen Fragen zur Seite zu stehen. Er selbst kann sich dieser Aufgabe nicht widmen, da er zu sehr mit dem Predigen und der Schriftauslegung beschäftigt ist.

Nach längerem Zögern antwortet Melanchton: "Unser Werk würde wohl besser voranschreiten, wenn uns nicht diese Wiedertäufer so viel zu schaffen machten."
Trotz seines Alters pflegt Luther bei solchen Fragen noch immer in heftigen Zorn auszubrechen.: "Diese Rottengeister! Sie verdrehen die Wahrheit des heiligen Evangeliums, um sich gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Habt Ihr dem Fürsten gesagt, dass man gegen diese Aufrührer hart vorgehen sollte?"

Melanchton antwortet gelassen: "Der Fürst, der auch eifrig in der heiligen Schrift liest und auch gut Eure Predigten kennt, hat Eure Anordnung befolgt und eine Gruppe der Wiedertäufer hinrichten lassen, da sie angeblich in einer Kirche die Bilder der Heiligen von den Wänden gerissen und die Orgel zertrümmerthätten. Alm letzten Tag unseres Zusammenseins hat er mir jedoch mitgeteilt, dass er Zweifel an der Richtigkeit Eures Vorgehens hege. Er erzählte mir von dem Anführer einer solchen Gruppe, einem Lehrer, der ihm in der Schrift gezeigt habe, dass Jesus und die Apostel keine Säuglinge, sondern nur gläubige Erwachsene getauft haben."

"Habt Ihr ihn denn nicht auf meine Predigt über die Taufe hingewiesen, in der ich dargelegt habe, dass wir die Kinder deshalb taufen, weil wir auch bei den Neugeborenen einen verborgenen Glauben voraussetzen müssen?"

"Auch diese Stelle aus Eurer Predigt war sowohl dem Wiedertäufer, als auch dem Fürsten nicht unbekannt. In einem Disput über den Glauben erweckte der Wiedertäufer aber in ihm Zweifel an der richtigkeit Eurer theologischen Ansichten, als er ihm die Stelle aus dem Epistel des heiligen Paulus an die Römer zeigte, wo dieser sagt, dass der Glaube aus der Predigt komme. Der Fürst möchte nun wissen, wie es kommt, dass schon ein neugeborenes Kind die Predigt des heiligen Evangeliums verstehen kann, welche in ihm dann den verborgenen Glauben weckt. Er verlangt von Euch deshalb eine Erklärung zu dieser Frage, um den Wiedertäufern die richtige Antwort geben zu können."

Luther lehnt sich in seinem Stul zurück und versinkt in tiefes Nachdenken. In seinen Augen zeigt sich plötzlich die große Traurigkeit, die ihn in den letzten Jahren immer wieder befällt. Zu viele Menschen kommen zu ihm, um Antworten auf Fragen zu bekommen, die er nicht geben kann. Früher, als die Probleme nur mit der päpstlichen Kirche bestanden, ist ihm dieser Dienst leichter gefallen.

Melanchton wartet eine Weile, in der er stumm neben Luther sitzt. Schließlich erhebt er sich leise, wünscht seinem Freund eine gesegnete Nacht undverlässt leise das Haus. Nachdem er wieder sein Pferd bestiegen hat, reitet er langsam nach Hause. Auch in Luthers Arbeitszimmer erlischt das Licht heute früher als sonst.

Ich weiß nicht genau, ob dieses Ereignis in der Vergangenheit wirklich stattgefunden hat. Aber die geschichtlichen Hintergründe entsprechen auf jeden Fall der Wirklichkeit.
Verfasst 27. Januar 1985

Kurz erinnert...

Wer Licht macht,
kann die Sterne nicht sehen.

Wer Lärm macht,
kann Gottes Atemzug
nicht hören.

(Stijn Streuvels)

Freitag, 13. April 2007

Gewohntes neu überdenken

Deshalb sage ich noch einmal, dass jeder Ehemann seine Frau so lieben soll, wie er sich selbst liebt, und dass die Ehefrau ihren Mann achten und respektieren soll. Epheser 5:33
Anfang des Jahres schrieb Allison einen Eintrag auf ihrer Blog-Site, der – meiner Meinung nach - auch dem (nur) deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht werden sollte. Auf der einen Seite findet man hier nämlich eine Anleitung für eine wirklich glückliche Ehe und auf der anderen Seite (für alle die, die nicht verheiratet sind) ist es ein lebendiges Beispiel dafür, wie hochaktuell und gewinnbringend anwendbar biblische Inhalte auch heute – nach hunderten von Jahren - noch sind.
Deshalb habe ich Allison gefragt, ob ich ihren Artikel übersetzen und hier veröffentlichen darf. Sie hat es mir gerne erlaubt; das Original findet Ihr in ihrem Blog unter
Rethinking the Familiar.

Allison schreibt dort:
Eines der Bücher, die ich gerade lese, ist „Love and Respect“ von Dr. Emerson Eggerichs. Ich möchte einfach ein paar Worte darüber schreiben, wie sehr dieses Buch mein Leben schon beeinflusst hat in der Hoffnung, auch anderen diese schlichte Botschaft voller Wahrheit weiter zu geben, auf der eine glücklichen Ehe basiert.

Dr. Eggerichs schreibt einfach von seinen Erfahrungen zum einen als Seelsorger, zum anderen als Ehemann. Seine Gedanken basieren auf Epheser 5 Vers 33 und wie das einfache Befolgen dieser bekannten Passage tief greifende Auswirkungen auf Beziehungen hat, speziell auf die Ehe. Er beobachtet, dass es Frauen naturgemäß angeboren ist, zu lieben, Männer aber so geschaffen sind, dass sie Respekt zeigen (achten und ehren). Um jedoch einander das jeweils tiefste Bedürfnis zu stillen (was für Frauen das "geliebt werden" ist und für Männer respektiert zu werden) müssen wir uns ein wenig von dem freimachen, was für uns „natürlich“ ist und unseren Blickwinkel ein wenig verändern. Ehefrauen folgen ihrer göttlichen Bestimmung in der Ehe, wenn sie ihre Ehemänner bedingungslos respektieren, achten und ehren und Ehemänner folgen dem Gebot des Herrn, wenn sie ihre Frauen bedingungslos lieben.

Nachdem er in den ersten Kapiteln seines Buches mit weit verbreiteten Missverständnissen, die im Zusammenhang mit diesen Prinzipien bestehen, aufgeräumt hat, bringt Eggerichs praktische Anschauungen und Beispiele, wie man seinem Ehepartner den bestmöglichsten Respekt oder die größte Liebe zeigen kann.
Ich komme gerade erst zu dem eher praktischen Teil der Anwendung, aber bereits meine geringen Bemühungen, Grady gegenüber mehr Respekt zu zeigen (im Gegensatz dazu, ihn ausschließlich nur zu lieben, was ich als Frau sowieso natürlicherweise am Besten kann) hat bis jetzt schon die größte Auswirkung auf unsere Beziehung gehabt. Sie wurde sozusagen von der Kategorie „wirklich gut“ zur Kategorie „wow, das ist unglaublich verblüffend“ katapultiert! (Natürlich spielt Grady’s Bemühungen, liebevoller zu mir zu sein, auch eine Rolle und ist eine echte Wechselwirkung, die alles wirklich großartig macht! Aber sei nicht entmutigt, wenn Dein Ehepartner von dieser Veränderung zuerst nicht begeistert ist, das Buch ist voll von Beispielen, in denen ein Ehepartner angefangen hat, mehr zu lieben bzw. zu respektieren und der andere Ehepartner unweigerlich und ganz von selbst entsprechend darauf reagiert hat! Es ist unglaublich!)

Ich konnte einfach nicht anders, als diese gute Neuigkeit von dieser einfachen Botschaft, die das Buch an Paare vermittelt, hier weiter zu geben in der Hoffnung, dass noch viele andere Ehen auch in diese „wow, das ist fantastisch!“ Kategorie umgewandelt werden. Gott hat etwas ganz Besonderes in unsere Herzen gelegt und es ist einfach Phänomenal, welch ein Segen darin liegt, wenn man seinem Wort gehorcht. Es ist solch ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir einander das geben können, was am allerwichtigsten ist und wir unsere Bemühungen nicht mit Dingen verschwenden müssen, die für den Anderen nicht von Bedeutung sind oder nur das halbe Ziel erreichen. Die Ehe kann der Himmel auf Erden sein und lasst uns nicht mit etwas Geringerem zufrieden sein!